Gedichte und Texte von uns für uns
Diese Texte dürfen nur mit der Erlaubnis des Autors kopiert oder anderweitig veröffentlicht werden.
Danke.
Über den Sema am 18.11.2017
Das Konzert und vor allem der Sema-Abend waren ein Erlebnis der ganz besonderen und
unvergesslichen Art für mich.
Elhamdulillah, dostlar, dass wir das gemeinsam erleben durften.
Ich habe gesehen, wie der Segen Gottes über Euch regnete.
Ich sah den Segen regnen über zerbrochene Herzen, die den Schmerz der Liebe
genossen.
Ich sah den Segen über die Musiker regnen, die für ihren Meister singten, spielten und
tanzten...
und vor allem über eine Schwangere Frau regnen, die mit Herz und Seele in Sehnsucht
singte und spielte... für ihren Vater.
Ich sah den Segen über Frauen und Männer regnen, die hin und her rannten, um hier und
dort zu helfen, zu dienen, damit alle zufrieden sind.
Ich sah den Segen regnen über lachende Menschen, die kurz davor noch weinten.
Menschen, die sich auflösten.
Ich sah den Segen regnen über Menschen, die anderen Menschen dienten....
denn wer den Menschen dient, dient Gott.
Elhamdulillah...
Aşk olsun
Nurkadir
Über dem Sema am 09.11.2018
Freitag abend war dann Sema-Abend, der Drehtanz mit Live-Musik. Es waren viele Musiker-Freunde aus Deutschland, Österreich, Türkei, Schweiz da, es war ein Familientreffen mit einem großen Loch in der Mitte, da wo die Seele sitzt: Unser Lehrer. Er fehlt. Immer.
Ich bin mit geschwollener Wange gefahren, mit Schmerzmittel, sehr vorsichtig, jeder Schritt tat weh, ich wusste, ich kann nicht spielen, nicht singen, nicht einmal drehen. Angekommen. Alle mit viel Liebe begrüsst und empfangen worden, umarmt worden, selber umarmt, immer wieder voller Freude, voller Akzeptanz, voller Wehmut, manchmal auch voller Schmerz.
Und dann endlich die Musik, endlich die Gebete, die Lieder. Beim ersten Lied wurde es heller, lichter, leichter, viele Stimmen setzten ein, viele Instrumente, alle trugen sich gegenseitig. Wir konnten nicht anders, wir waren ein dichtes Netz an Tönen, Seelen, Herzen, Wunden, Liedern, Gefühlen. Auch ich stand auf, verbeugte mich vor dem leeren Platz, an dem sonst er saß und drehte. Drehte ins Licht, um mein Herz, ins Endlose, in die Leere, zu der Quelle aus der wir alle kommen, zu der wir alle gehen, für alle, wegen allen. Für alle, die suchen, für alle, die nie finden werden, für alle, die verletzt sind, für alle, die verletzt haben, für alle, die sich selber verletzten, für alle, die Wunden haben, die sich schließen, für alle, die Wunden haben, die sich niemals schließen werden. Für diese Welt voller Licht, Liebe, Wunder, Hass, Schmerzen, Dunkelkeit, für die nächste Welt voller Unendlichkeit und Frieden. Für ein selbstbestimmtes Leben voller Demut vor Ihm, voller Freude, voller Lachen, voller Lernen, voller Dramen, voller Traurigkeit, voller Abschiede, voller Wiedersehen, voller Groll, voller Verzeihung. Für die Menschen, die mir nah sind, für die Menschen, die mir fern sind, für die Menschen, die ich fern halte, für die Menschen, die ich schon kenne, die mich später prägen werden, für die Menschen, die ich nie kennen lernen werde und vor allem für die Menschen, die ich nicht kennen lernen möchte und doch muss. Für alles, was gut und schön ist in dieser Welt, für alles, was schlecht und böse wirkt, für alles, was uns verletzt und gleichzeitig heilt, für alles, was uns fühlen, spüren, lieben, lachen und weinen lässt. Für alles, was uns fliegen lässt, was uns Leichtigkeit spüren lässt, was uns lachen lässt wie die Kinder, für alles, was richtig ist für uns, für die Prüfungen, die wir tragen können, weil wir es müssen und wollen, für uns, für Dich, für mich.
Dilara